Streitsüchtig?

Ein Leitfaden für mehr Entspannung

Kennen Sie das? Sie wollten eigentlich nur kurz einkaufen gehen, und plötzlich finden Sie sich in einer hitzigen Diskussion mit einem anderen Kunden wieder. Oder Sie lesen einen Kommentar in den sozialen Medien und können einfach nicht anders, als eine scharfe Erwiderung zu schreiben. Wenn Ihnen solche Situationen bekannt vorkommen, sind Sie hier genau richtig.

Warum gerate ich ständig in Konflikte?
Häufige Konflikte haben oft tiefere Ursachen, als man zunächst vermuten würde. Manchmal liegt es an frühen Erfahrungen: Wer in einem konfliktreichen Umfeld aufgewachsen ist, hat möglicherweise gelernt, dass Auseinandersetzungen der „normale“ Weg der Kommunikation sind. Auch ein geringes Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass wir häufiger in Abwehrhaltung gehen und Bemerkungen als persönliche Angriffe interpretieren.

Doch keine Sorge: Es gibt bewährte Methoden, um entspannter durch den Alltag zu kommen. Hier sind die wichtigsten Strategien:

  • Eigenes Reaktionsmuster verstehen
    Oft verläuft ein Konflikt nach einem Muster, das wir immer wieder durchlaufen. Wenn wir uns bewusstmachen, was in uns diese Reaktionen auslöst – etwa Kränkung oder das Bedürfnis nach Anerkennung – können wir gezielter gegensteuern. Dies kann bedeuten, dass wir bei Kritik ruhiger bleiben oder weniger auf provokante Äußerungen eingehen. Entwickeln Sie ein Gespür für Ihre Trigger-Punkte. Wenn Sie merken, dass Ihre „Temperatur“ steigt, ist das der beste Moment, um einen Schritt zurückzutreten.
  • Die „5-Sekunden-Regel“ nutzen
    Die „5-Sekunden-Regel“ kann helfen, bevor man in einen Streit geht: Einfach bis fünf zählen und in dieser kurzen Zeit reflektieren, ob die Reaktion wirklich nötig ist. Diese kleine Pause hilft, impulsives Verhalten zu vermeiden und sich zu fragen: „Bringt mir dieser Konflikt gerade wirklich etwas?“ oder „Um was geht es mir eigentlich gerade?“
  • Übung in konstruktiver Kommunikation
    Statt impulsiv auf Kritik zu reagieren, kann man sich in gewaltfreier Kommunikation üben. Ein guter Ansatz ist, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ruhig anzusprechen und auch die Sicht des Gegenübers anzuerkennen, ohne sofort auf Konfrontation zu gehen. Sätze wie „Ich fühle mich …, wenn du … sagst“ helfen, die Situation weniger konfrontativ zu gestalten.
  • Der Perspektivwechsel
    Fragen Sie sich: „Wie wichtig wird mir diese Situation in einer Woche noch sein?“ Oft werden Sie feststellen, dass es sich nicht lohnt, Ihre Energie in jeden Konflikt zu investieren.
  • Die Entwaffnungsstrategie
    Überraschen Sie Ihr Gegenüber mit Verständnis. Ein simples „Ich verstehe Ihren Standpunkt“ kann Wunder wirken und die Spannung sofort reduzieren. Natürlich nur, wenn Sie es auch meinen.
  • Die Exit-Strategie
    Lernen Sie, dass es völlig in Ordnung ist, manchen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Ein freundliches: „Ich bin gerade nicht in der Stimmung, vielleicht ein anderes Mal“ ..oder „das Thema regt mich gerade zu sehr auf!“ ist oft der klügere Weg.

Der wichtigste Tipp zum Schluss
Machen Sie sich klar: Nicht jede Meinungsverschiedenheit muss in einen Konflikt münden. Die meisten Menschen haben nicht die Absicht, Sie zu provozieren oder zu verletzen. Oft hilft es, dem anderen wohlwollende Absichten zu unterstellen – selbst wenn Sie sich irren sollten.

Üben Sie diese Strategien mit Geduld. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und auch neue Verhaltensweisen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Mit jedem Mal, das Sie bewusst gelassener reagieren, bahnen Sie neue neuronale Wege in Ihrem Gehirn. Und irgendwann werden Sie feststellen: Die meisten vermeintlichen Konflikte lösen sich in Luft auf, bevor sie überhaupt entstehen.

Markus Knobloch / Januar 2025