Raus aus dem Tunnel

Strategien zu mehr Souveränität in Konflikten

In Konfliktsituationen neigen wir dazu, Handlungen und Worte der anderen Konfliktpartei negativ zu interpretieren und ihnen persönliche negative Eigenschaften zuzuschreiben. Hauptursachen von diesem Tunnelblick-Phänomen sind:

Selektive Wahrnehmung: Menschen nehmen bevorzugt Informationen wahr, die ihre bestehenden Überzeugungen und Erwartungen bestätigen.

– Emotionaler Stress: Konflikte erzeugen Stress und emotionale Erregung, die die kognitive Verarbeitung und das Urteilsvermögen beeinträchtigen können.

– Selbstwertschutz: Indem man den anderen als Problem identifiziert, kann man das eigene Selbstwertgefühl schützen und sich selbst von der Schuld freisprechen.

Der Tunnelblick kann als eine Art „kognitive Verengung“ verstanden werden, bei der die Wahrnehmung und Interpretation von Informationen stark eingeschränkt und auf bestimmte Aspekte fokussiert ist, während andere wichtige Informationen ausgeblendet werden

Dieses Phänomen ist tief in unserem „Konfliktmodus“ verankert, aber es gibt Strategien, um seine Auswirkungen zu mindern, um die eigene Sichtweise in Konfliktsituationen zu „objektiver“ werden zu lassen:

1. Stressmanagement und Achtsamkeit
– Stressbewältigungstechniken: Reduzieren Sie Stress durch Techniken wie Atemübungen, Meditation oder körperliche Aktivität, um klarer denken zu können.
– Emotionale Selbstregulation: Arbeiten Sie daran, Ihre Emotionen besser zu regulieren, um impulsive und verzerrte Urteile zu vermeiden.
– Achtsamkeit praktizieren: Durch Achtsamkeitsübungen können Sie lernen, Ihre Gedanken und Emotionen besser zu beobachten und impulsive Urteile zu vermeiden.
– Selbstreflexion: Fragen Sie sich in Konfliktsituationen bewusst, ob Sie gerade situative Faktoren übersehen oder die Persönlichkeit der anderen Person überbewerten.

2. Perspektivwechsel

– Empathie entwickeln: Versuchen Sie, sich in die Lage der anderen Person zu versetzen und deren Sichtweise nachzuvollziehen. Was könnten die äußeren Umstände sein, die ihr Verhalten beeinflussen?
– Perspektivwechsel üben: Stellen Sie sich vor, Sie wären ein neutraler Beobachter. Wie würde diese Person die Situation interpretieren?

3. Informationen suchen und hinterfragen

– Mehr Informationen sammeln: Versuchen Sie, so viele Informationen wie möglich über die Situation und die beteiligten Personen zu sammeln, bevor Sie ein Urteil fällen.
– Offene Fragen stellen: Fragen Sie die andere Person nach ihrer Sichtweise und den Gründen für ihr Verhalten, anstatt Annahmen zu treffen.

4. Feedback einholen

– Feedback von Dritten: Holen Sie sich die Meinung von neutralen Dritten ein, die eine andere Perspektive auf die Situation haben könnten.
– Aktives Zuhören: Hören Sie aktiv zu, wenn andere ihre Sichtweise schildern, ohne sie sofort zu bewerten oder zu unterbrechen.

5. Alternative Ursachen in Erwägung ziehen

– Alternative Erklärungen finden: Üben Sie bewusst, für das Verhalten anderer verschiedene mögliche Ursachen in Betracht zu ziehen, einschließlich situativer Faktoren.
– Zweifeln und Hinterfragen: Fragen Sie sich immer wieder: „Könnte es auch andere Gründe für dieses Verhalten geben, außer der Persönlichkeit der Person?“

6. Schulung und Bildung

– Sozialpsychologische Kenntnisse: Lernen Sie mehr über kognitive Verzerrungen und wie sie Ihre Wahrnehmung beeinflussen. Wissen über Phänomene wie den fundamentalen Attributionsfehler kann Ihnen helfen, diese in Ihrem eigenen Denken zu erkennen.
– Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien: Schulungen in Kommunikation und Konfliktbewältigung können Ihnen Techniken an die Hand geben, um besser mit Konflikten umzugehen und sie objektiver zu betrachten.

Indem Sie diese Strategien anwenden, können Sie lernen, Ihren eignen Tunnelblick zu erkennen und zu überwinden. Das führt zu einer faireren Einschätzung von Konfliktsituationen und hilft enorm, konstruktive Lösungen zu finden.